Die Entscheidung für eine Solaranlage steht und fällt mit der Eignung des Daches. Viele Hausbesitzer stellen sich die Frage: „Ist mein Dach überhaupt für eine Photovoltaikanlage geeignet?“ Die gute Nachricht: In den meisten Fällen ist zumindest eine Teilbelegung möglich – doch es gibt einige wichtige Faktoren, die über Wirtschaftlichkeit und Leistung entscheiden.
In diesem Beitrag schauen wir uns die vier entscheidenden Kriterien an: Dachausrichtung, Dachneigung, verfügbare Fläche und Verschattung. Außerdem zeigen wir dir, wie du dein Dach selbst vorab beurteilen kannst – und wann es sinnvoll ist, einen Experten hinzuzuziehen.
Die Himmelsrichtung, in die dein Dach zeigt, hat direkten Einfluss auf die Menge des Sonnenlichts, die deine Solarmodule einfangen können.
Südausrichtung: Ideal – liefert die höchsten Erträge über den Tag verteilt.
Ost- und Westausrichtung: Ebenfalls geeignet, insbesondere für Anlagen, die den Eigenverbrauch optimieren sollen (Morgens und abends Produktion).
Nordausrichtung: In der Regel wirtschaftlich nicht sinnvoll – nur bei sehr flachen Dächern mit leistungsstarken Modulen eventuell vertretbar.
Tipp: Auch Dächer mit Ost-West-Ausrichtung können wirtschaftlich betrieben werden, vor allem mit Batteriespeichern zur Zwischenspeicherung.
Die ideale Neigung für Photovoltaikanlagen in Deutschland liegt zwischen 30° und 35°, je nach Region. Doch auch andere Winkel können effizient genutzt werden:
Flachdächer (0–10°): Hier werden Solarmodule aufgeständert – das erlaubt flexible Ausrichtungen.
Steildächer (20–60°): Sehr gut geeignet, vor allem bei südlicher Ausrichtung.
Über 60°: Wirtschaftlich meist nicht mehr ideal, da der Einstrahlwinkel stark abnimmt.
Wichtig: Die Kombination aus Neigung und Ausrichtung bestimmt den sogenannten „Einstrahlungswinkel“ – je näher dieser am 90°-Winkel zur Sonne ist, desto besser die Leistung.
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus benötigt für eine Solaranlage mit 5–10 kWp (Kilowatt Peak) zwischen 25 und 60 Quadratmeter unverschattete Dachfläche. Je mehr Fläche zur Verfügung steht, desto mehr Strom kannst du erzeugen – oder auch später erweitern.
Wichtige Kriterien:
Ist die Dachfläche durch Gauben, Schornsteine oder Fenster unterbrochen?
Gibt es nutzbare Teilflächen?
Wie viele zusammenhängende Quadratmeter ohne Hindernisse stehen zur Verfügung?
Faustregel: Pro kWp werden etwa 6–8 m² Modulfläche benötigt. Ein durchschnittlicher Haushalt braucht rund 4.000 bis 5.000 kWh pro Jahr – mit einer Anlage ab 5 kWp deckst du das meist gut ab.
Bäume, Nachbarhäuser, Antennen oder Kamine – alles, was einen Schatten auf die Module wirft, kann den Stromertrag stark reduzieren. Besonders kritisch ist es, wenn Module regelmäßig zur Mittagszeit verschattet werden.
Dabei gibt es zwei Probleme:
Direkte Verschattung: Teilweise Abschattung einzelner Module kann den Ertrag der gesamten Anlage mindern (außer bei optimierten Anlagen).
Saisonale Verschattung: Im Winter werfen niedriger stehende Sonnenstrahlen längere Schatten – auch dies sollte eingeplant werden.
Lösungsmöglichkeiten:
Einsatz von Leistungsoptimierern oder Modul-Wechselrichtern
Andere Modulplatzierung (z. B. auf einem Nebengebäude oder im Garten)
Verschattungsanalyse mit digitalen Tools oder durch Experten vor Ort
Ein erster Eindruck lässt sich mit digitalen Tools wie dem „Solarkataster“ deines Bundeslandes oder mit Google Maps erhalten. Noch besser: Eine erste Analyse durch einen Solarteur oder mit einer Drohne.
Checkliste zur Dach-Eignung:
Welche Himmelsrichtung hat die größte nutzbare Fläche?
Ist die Fläche unverschattet zwischen 10 und 16 Uhr?
Wie groß ist die Fläche (mind. 25 m² sinnvoll)?
Wie ist die Neigung – oder handelt es sich um ein Flachdach?
Spätestens wenn du ernsthaft über eine Anlage nachdenkst, solltest du dein Dach professionell begutachten lassen. Fachfirmen messen:
Einstrahlung und Verschattung über das Jahr
Dachzustand und Tragfähigkeit
Wirtschaftlichkeit der Anlage inkl. Fördermöglichkeiten
Viele Fachfirmen bieten diese Erstberatung kostenfrei oder verrechnen sie bei späterem Auftrag.
Ob dein Dach für eine Solaranlage geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Ausrichtung, Neigung, Größe und Verschattung. Aber selbst bei weniger idealen Bedingungen kann moderne Technik – z. B. mit Speicherlösungen oder Optimierern – dafür sorgen, dass sich eine Anlage lohnt.
Gerade in Stralsund und anderen Regionen Norddeutschlands mit moderaten Sonnenstunden kann eine gute Planung den Unterschied machen. Die Technik ist heute so weit entwickelt, dass sich auch „nicht perfekte“ Dächer für Solarstrom eignen – die richtige Beratung vorausgesetzt.